World Press Photo, © 2018 Amber Bracken
© 2018 Amber Bracken

World Press Pho­to 22


Sie ist längst zu einer liebgewonnenen Tradition geworden: die jährliche World-Press-Photo-Ausstellung im Landesmuseum für Kunst und Kultur­geschichte. Die neue Ausgabe steht vom 11. März bis zum 2. April 2023 auf dem Pro­gramm. Auf einer Pressekonferenz informierten die Veranstalter jetzt über den Stand der Vorbe­reitungen und einige wegweisende Neuerungen.

Rote Kleider und orangefarbene Hemden hängen auf schlichten Holzkreuzen. Sie erin­nern an das Schicksal von 215 indigenen Kindern, deren in einem ano­nymen Massengrab verscharrte sterbliche Überreste in der westkanadischen Stadt Kam­loops entdeckt worden waren. Bis ins 20. Jahrhundert hinein sollte ihnen und vie­len weiteren in Internaten wie der Kamloops Indian Residential School eine ver­meintlich „zivili­sierte“ Lebensweise beigebracht werden – oft durch massive phy­sische und psychische Gewalt. Mehr als 4.000 Mädchen und Jungen star­ben an den Folgen von Misshandlung, Vernachlässigung, Krankheit oder Unfall.

Die Fotografin Amber Bracken hat die Gedenkstätte in der Provinz British Columbia am Rande eines Highways für die New York Times abgelichtet. Ihre Aufnahme ist das aktuelle „Pressefoto des Jahres“ und steht im Mittelpunkt der World-Press-Photo-Ausstellung, die zwischen dem 11. März und dem 2. April 2023 zum achten Mal in Oldenburg gastieren wird. „Ein perfektes Bild – gleichzeitig eindringlich, fes­selnd und symbolisch“, urteilte die Jury des Wettbewerbs um das beste Pressefoto. Es vermittle einen „stillen Moment der globalen Abrechnung mit der Geschichte der Kolonisierung“. Erstmals seit 1955 wurde damit eine Arbeit als „World Press Photo“ aus­gezeichnet, die keine Men­schen zeigt.

„Wir sind sehr stolz darauf, neben Amber Bracken mit Snutetkwe Manuel auch die Initiatorin des Mahn­mals zur Eröffnung der Ausstellung bei uns begrüßen zu kön­nen“, sagte Claus Spitzer-Ewersmann am Dienstag im Rahmen eines Presse­gesprächs. Seine Agen­tur Media­vanti holt die World-Press-Photo-Ausstellung seit 2016 alljährlich ins Lan­des­museum für Kunst und Kulturgeschichte. „Wir freuen uns, die Kooperation auch im 100. Jahr der Wiederkehr unserer Gründung fortzu­setzen. Sie ist längst zu einem Fixpunkt im hiesigen Kulturgeschehen geworden“, betonte Museumsdirektor Dr. Rainer Stamm und fügte hinzu: „Mit dem Besuch von Amber Bracken und Snutetkwe Manuel rücken wir ein wichtiges und hochsen­sibles Thema in den Fokus.“

Die Ausstellungstournee durch rund 100 Standorte in aller Welt endet in diesem Jahr in Oldenburg. Insgesamt wurden knapp 65.000 Bil­der von mehr als 4.000 Pres­se­fotograf:innen bei der World Press Photo Foundation in Amsterdam einge­reicht. Der Wettbewerb wurde dabei nach einem neuen Konzept abgehalten. Anders als in den Vorjahren entschieden zunächst sechs Regionaljurys über die Auf­nahmen aus Asien, Afrika, Europa, Nordamerika, Mittel- und Südamerika sowie Südostasien und Ozeanien. Erst danach wählte ein weiteres Gremium daraus die besten Bei­träge in den Kategorien Ein­zelbild, Serie, Langzeitprojekt und offenes Format aus. „So soll dem Überge­wicht an Gewinnerbildern aus Nordamerika und Europa ent­gegen­gewirkt wer­den“, erläuterte Claus Spitzer-Ewersmann das neue Konzept. Die Gäste der Aus­stellung könnten sich bei ihrem Besuch in jedem Fall von einer grö­ßeren Vielfalt an Themen aus allen Teilen der Welt überzeugen.

Zwei weitere Neuerungen verkündete Organisationsleiterin Lisa Knoll. „Zum einen wird es erstmals einen Audioguide durch die Ausstellung geben. Die Erläuterungen zu den einzelnen Bildern wurden von unserem Team selbst eingesprochen.“ Zum anderen wird das Angebot an Führungen ergänzt: „Bei zunächst zwei davon wird eine Gebärdendolmetscherin dabei sein, die die Informationen auch an gehörlose Menschen weitergeben kann.“ Führungen sind erneut auch im Rahmen der Aktion „schule@museum“ vorgesehen. Schüler:innen der IGS Kreyenbrück und der IGS Flötenteich bereiten sich in Arbeitsgruppen darauf vor, Schulklassen durch die Aus­stellung zu führen und ihnen deren Hintergründe zu erklären.

Zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Ausstellung hat sich in den vergangenen Jah­ren die Sonderschau ent­wickelt, die einmal mehr in Kooperation mit der welt­weiten Initiative „The Everyday Projects“ exklusiv für Oldenburg erarbeitet wurde. „Wir wer­den diesmal 50 Aufnah­men zeigen, in denen sich sechs Fotograf:innen mit gefährdeten Tierarten beschäfti­gen“, erklärte Knoll anlässlich des Presseter­mins. Die Teilnehmen­den stammen unter anderem aus Uganda, Indonesien, Kolumbien und den USA.

Mit dem Rahmenprogramm setzen die Veranstalter weitere Akzente. Hier seien die Planungen weitgehend abgeschlossen, erläuterte Claus Spitzer-Ewersmann und ver­wies auf eine Reihe zusätzlicher Kooperationen. So werde das Workshop-Angebot erst­mals gemeinsam mit der Volkshochschule auf die Beine gestellt. Neu ist auch die Zusammenarbeit mit der Oldenburgischen Landschaft: „Zusammen bereiten wir eine Veranstaltung mit fünf Fotoprofis aus der Region vor, die jeweils 20 Minuten lang ihre aktuellen Projekte präsentieren werden.“ Darüber hinaus steht wieder die bewährte Mischung aus Filmvorführungen, Sonntagsmatineen, einer Podiumsdiskussion und Vorträgen im Programm. Unter anderem wird mit Tino Pohlmann einer der offiziellen Tour-de-France-Fotografen nach Olden­burg kommen. Spitzer-Ewersmann: „Das wird für alle Radsport-Fans ein besonde­rer Abend.“

Alle Informationen rund um die Ausstellung und die Rahmenveranstaltun­gen wer­den im Programmheft zusammengefasst. Die gedruckte Version wird im Februar erscheinen; auf der Website der Veranstaltung steht die digitale schon etwas eher zum Download bereit. Abschließend bedankte sich Claus Spitzer-Ewersmann bei allen Part­nern und Sponsoren der Ausstellung für ihr weiterhin großes Engage­ment: „Es ist ein­fach großartig, wie sie uns die Treue halten und die Bedeutung der World Press Photos Jahr für Jahr unterstreichen.“

MEDIAVANTI GmbH

Claus Spitzer-Ewersmann
Donnerschweer Str. 90
26123  Oldenburg
Telefon: +49 441 309 124-0

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