Durch die Corona-Pandemie befinden sich die Jugendherbergen in einer existenzbedrohenden Lage, © DJH Jugendherbergen im Nordwesten
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Ver­bot von tou­ris­ti­schen Über­nach­tun­gen: Ju­gend­her­ber­gen fürch­ten neue Stor­no­wel­le für 2021


Mit dem Verbot von touristischen Übernachtungen muss auch erneut der Großteil der Jugendherbergen im nordwestlichen Niedersachsen schließen. „Wir haben durchaus Verständnis für den beschlossenen Lockdown und leisten unseren Beitrag zur Eindämmung der Corona-Pandemie“, teilt Thorsten Richter, Geschäftsführer beim Deutschen Jugendherbergswerk (DJH), Landesverband Unterweser-Ems e.V. mit. Sorge bereitet dem Verband vor allem der Blick ins nächste Jahr: „Uns drohen eine erneute Stornowelle für 2021 und das weitreichende Ausbleiben von Neubuchungen“.

Der durch die Corona-Pandemie entstandene wirtschaftliche Schaden für die Jugendherbergen ist bereits immens. „Die erneute Schließung unserer Häuser verschlechtert diese Situation nochmals“, berichtet Richter. „Da der November zu den belegungsschwächeren Monaten zählt, trifft uns der Lockdown aber nicht ganz so hart wie im Frühjahr“, so Richter weiter.

Sorge bereitet dem Geschäftsführer mehr der Blick ins neue Jahr. Bisher sahen die Vorbuchungen für 2021 verhältnismäßig gut aus. Richter: „Seit Bekanntgabe des „Lockdowns-Light“ stellen wir nun leider auch wieder ein vermehrtes Stornoaufkommen von Schulklassen und Gruppen für das erste Halbjahr 2021 fest.“

Schulklassen und Gruppen müssen nicht voreilig stornieren
Eine Entwicklung, die den Jugendherbergen an die Substanz geht – hier sei ein klares Gegensteuern u.a. der Kultusministerien der Länder nötig. „Wir würden es etwa sehr begrüßen, wenn die zuständigen Ministerien in der Kommunikation mit den Schulen darauf hinweisen, dass Buchungen von Schulfahrten grundsätzlich möglich und Stornierungen von Klassenfahrten mit Aufenthalten im Frühjahr 2021 oder später jetzt noch nicht notwendig sind“, so Thorsten Richter.

Es sei völlig klar, dass Schulfahrten nur dann stattfinden können und sollen, wenn es das Infektionsgeschehen zulasse. „Die Gesundheit steht an erster Stelle“, betont der Geschäftsführer der Jugendherbergen im Nordwesten. „Unsere Stornobedingungen haben wir aber insbesondere für Schulen so angepasst, dass ,corona-bedingt‘ auch erst kurz vor der Anreise kostenlos storniert werden kann“.

Klassenfahrten haben gerade auch während und nach der Pandemie einen wichtigen Stellenwert für das soziale Lernen und Miteinander der Schülerinnen und Schüler. „Jugendherbergen sind Träger der freien Jugendhilfe und wichtige außerschulische Lernorte: Sie eröffnen Kindern und Jugendlichen Bildungs- und Lernwelten, die es in der Schule, im Ausbildungsbetrieb oder in der Familie nicht gibt. Mit Programmen etwa, in denen Schulklassen im Hochseilgarten über sich hinauswachsen, Gruppen in der Natur zum Team oder Jugendliche zu Helden gegen Rassismus oder Mobbing im Netz werden“. Diese pädagogischen Programme sind seit Jahrzehnten ein Markenzeichen der Jugendherbergen.

Kontaktlose Teamtrainings
Um Schulfahrten auch in Corona-Zeiten so sicher wie möglich zu gestalten, haben die Jugendherbergen tragfähige Konzepte entwickelt. Dazu zählen umfangreiche Hygienemaßnahmen, die kontinuierliche Schulung aller Mitarbeitenden, Teamer und Trainer sowie angepasste (erlebnis-) pädagogische Programme mit kontaktlosen Teamtrainings in festen Gruppen an der frischen Luft.

Weitere Infos zu Klassenfahrten in Corona-Zeiten:
www.djhnw.de/klassenfahrten-hygienekonzept

Fragen und Antworten rund um die Lage der Jugendherbergen in Unterweser-Ems in der Corona-Krise:

Welche Jugendherbergen werden am 2. November geschlossen?
Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einbrüchen von Schul- und Gruppenbuchungen waren aktuell 23 der 27 Jugendherbergen in Unterweser-Ems am Netz. Mit dem nun geltenden Verbot von touristischen Übernachtungen schließen nun auch die übrigen Standorte (Alfsee, Aurich, Bad, Bad Zwischenahn, Borkum, Damme, Emden, Jever, Juist, Leer, Lingen, Meppen, Neuharlingersiel, Norddeich, Norderney, Norderney-Dünensender, Oldenburg, Osnabrück, Rotenburg (Wümme), Schillighörn, Thülsfelder Talsperre, Verden, Wangerooge und Worpswede) temporär. Ob die Häuser dieses Jahr noch wiedereröffnen, ist noch unklar.

Die Jugendherberge Bremen wird als alternative Unterkunft für besonders schutzbedürftige Geflüchtete genutzt. Die Jugendherbergen Bad Bentheim (bis Ende Januar 2021) und Esens (bis Ende Februar) sind corona-bedingt seit März 2020 geschlossen. Die Jugendherberge Langeoog ist wegen geplanter Umbauarbeiten bis 2022 geschlossen.

Wie hart trifft die erneute Schließung der Jugendherbergen in Unterweser-Ems?
Der durch die Corona-Pandemie entstandene wirtschaftliche Schaden ist ohnehin schon immens: Wir haben in 2019 rund 695.000 Übernachtungen gezählt und für dieses Jahr wieder mit einem Plus gerechnet. Schulkassen, Freizeitgruppen (Vereine, Musikgruppen etc.) sowie Übernachtungen im Tagungssegment (etwa Azubi- oder Firmentrainings) machen rund 70 Prozent unserer Übernachtungen aus. Unsere Häuser mussten Mitte März kurz vor Beginn der Gruppenfahrten-Saison schließen. Entsprechend fallen diese Übernachtungen in 2020 nahezu komplett weg – und damit auch ein Großteil unserer Einnahmen.

Die erneute Schließung unserer Häuser verschlechtert diese Situation nochmal. Da der November und Dezember zu den belegungsschwächsten Monaten zählen, trifft uns die erneute Schließung nicht ganz so hart wie im Frühjahr. Wichtiger ist der Blick in das neue Jahr. Hier gilt es nun, eine erneute Stornowelle zu verhindern.

Sind die Jugendherbergen in Unterweser-Ems in ihrer Existenz bedroht?
Durch die Corona-Pandemie befinden sich die Jugendherbergen in einer existenzbedrohenden Lage. Derzeit (Stand: 5. November 2020) existieren vier Rettungspakete vom Bund und dem Land Niedersachsen, die für die Jugendherbergen im Nordwesten relevant sind. Aufgrund der Unterstützung – insbesondere der nun angekündigten Billigkeitsleistungen vom Land Niedersachsen – schauen wir derzeit vorsichtig optimistisch in die Zukunft. In Kombination mit eigenen Maßnahmen wie Kurzarbeit oder Investitionsstopps hofft der Landesverband, die Krise ohne Standort-Schließungen und Entlassungen zu meistern. Das ist aus heutiger Sicht aber wahrscheinlich nur möglich, wenn auch 2021 ein Rettungsschirm für die Jugendherbergen aufgespannt wird.

Wie steht es um das Personal: Gab es bisher Entlassungen?
Glücklicherweise gab es bisher in unserem Landesverband keine corona-bedingten Entlassungen. Die Kurzarbeit ist noch nicht beendet, sondern gilt weiterhin für alle knapp 650 Mitarbeiter*innen unserer Jugendherbergen und der Geschäftsstelle. Dabei arbeiten wir nicht auf Kurzarbeit Null, sondern – je nach Standort und Tätigkeit – zu unterschiedlichen prozentualen Anteilen in Kurzarbeit.

Sind Klassenfahrten in Jugendherbergen im ersten Halbjahr 2021 möglich?
Mit umfangreichen Schutz- und Hygienekonzepten, einer angepassten Belegung und veränderten Programmangeboten haben wir uns auf eine corona-konforme Gästeunterbringung eingestellt. Weiterführende Informationen dazu sind hier zu finden: www.djhnw.de/reiseinfo

Dabei bieten wir Lehrern; Eltern und Schülern mit unseren angepassten Storno-Bedingungen auch maximale finanzielle Sicherheit: alle corona-bedingten Stornierungen von Klassenfahrten sind bis zum Tag der Anreise kostenlos.

Deutsches Jugendherbergswerk (DJH) | Landesverband Unterweser-Ems e.V.

Gesa Hauschild
Woltmershauser Allee 8
28199 Bremen
Telefon: 0421 5983025

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