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Tou­ris­mus­bran­che: Je­der zwei­te Be­trieb be­nö­tigt wei­te­re fi­nan­zi­el­le Hil­fen


Die COVID 19-Pandemie hat das Gastgewerbe und die Reisebranche schwer getroffen. Sie gehören zu den Branchen, die von Beginn an und noch immer mit Einschränkungen zu kämpfen haben. „Nach einer relativ normalen Wintersaison startete die Branche nicht wie gewohnt in das Ostergeschäft, sondern in eine Zeit, die von Unsicherheiten, Reisebeschränkungen und behördlich angeordneten Schließungen geprägt war. Der Klimaindex, der die aktuelle Lage aber auch die Erwartungen der Branche widerspiegelt, brach um mehr als die Hälfte ein: von zuletzt 127 Punkten auf 48,6 Punkte“, so fasst IHKN-Hauptgeschäftsführer Hendrik Schmitt die Lage der Tourismusbranche zusammen.

Zwar hat Niedersachsen erste Schritte aus dem Lockdown eingeleitet, doch bis zur Normalität ist es noch ein langer Weg. Fast 90 Prozent der niedersächsischen Unternehmen der Hotel- und Gaststättenbranche gehen davon aus, dass sich ihre Geschäftslage in der anstehenden Saison verschlechtern wird. Das geht aus der aktuellen Saisonumfrage hervor, die die IHK Niedersachsen (IHKN) zweimal im Jahr durchführt. 

Zum 8. Juni, dem ersten Tag der Befragung, fiel die Wiederbelegungsfrist für Ferienwohnungen weg, wurde die Auslastungsgrenze in Hotels auf 80 Prozent angehoben und durften Bars und Kneipen öffnen. Auch Busreisen sowie touristische Schifffahrten und Stadtführungen und ähnliches waren in begrenzter Form erlaubt. „Im Befragungszeitraum befanden wir uns bereits auf dem Weg der Lockerungen. Dennoch galten in allen Bereichen Hygiene- und Abstandsregelungen, die die Auslastung einschränken. Dies führt dazu, dass die meisten Betriebe derzeit nicht kostendeckend arbeiten können“, so IHKN-Tourismus-Sprecher Arno Ulrichs.  

Die Auswirkungen sind immens. Vier von fünf Unternehmen berichten von Stornierungen, ein Großteil auch von aktuell noch anhaltenden Nachfragerückgängen. 43 Prozent der Befragten im Gastgewerbe gaben an, dass ihre Geschäftstätigkeit derzeit noch stillsteht. Bei den Reisebüros und -veranstaltern gilt dies sogar für 80 Prozent.  

Dies hat auch Folgen für die Finanzsituation der Unternehmen. Im Gastgewerbe erwartet jeder zweite Betrieb einen Umsatzrückgang 2020 um mehr als die Hälfte verglichen mit dem Vorjahr – und das, obwohl knapp ein Drittel der Betriebe (31,4%) angibt, in der Phase des Shutdowns Alternativen angeboten zu haben, um Einnahmen zu generieren. Bei den Reiseunternehmen erwarten sogar 80 Prozent einen Umsatzrückgang von mehr als 50 Prozent.  

Zur Überbrückung haben knapp 80 Prozent der Unternehmen im Gastgewerbe Soforthilfe beantragt, bei den Reiseunternehmen sogar 90 Prozent. Doch die Hilfen reichen nicht aus: Im Gastgewerbe benötigt fast die Hälfte der Befragten nach eigener Aussage weitere finanzielle Hilfen, bei den Reisebüros sind es 70 Prozent. Das wirkt sich auch auf die zukünftigen Ausgaben aus. So gehen knapp 60 Prozent der Gastgewerbebetriebe davon aus, dass sie in der nächsten Saison Personal abbauen werden. 56 Prozent planen derzeit keine Investitionen.

„In den letzten Umfragen lag der Fachkräftemangel immer auf Platz eins. Angesichts der aktuellen Situation ist diese Herausforderung nun stark in den Hintergrund gerückt. Jetzt liegen die Auswirkungen der Covid 19-Pandemie auf Platz eins“, erläutert Ulrichs. Konkret sind hier Corona-Einschränkungen, die Angst vor einem erneuten Shutdown, Planungsunsicherheit und Liquiditätsengpässe gemeint. Auf Platz zwei folgen die Arbeitskosten (54,7%). Im Vergleich zu vorherigen Umfragen haben aber die Inlands- und Auslandsnachfrage (53,6% bzw. 41,1%) ebenso wie die Finanzierung (31,6%) stark an Bedeutung gewonnen. Der Fachkräftemangel dagegen rutschte von Platz eins auf Platz sieben der größten Risiken mit nur noch 29,7 Prozent.

Hoffnung besteht erst wieder für das nächste Jahr. So erwarten rund drei Viertel der Betriebe im Gast- und Reisegewerbe eine Rückkehr zur Normalität ihrer Geschäfte im Verlauf des Jahres 2021. 11,6 Prozent der Gastgewerbebetriebe glauben sogar, dass sie bereits im zweiten Halbjahr 2020 wieder Geschäfte auf Vorkrisenniveau machen werden.

„Es gilt nun vor allem, den Betrieben zu helfen, die noch immer akut von der Krise betroffen sind. Die Betriebe leiden noch immer unter den Einschränkungen, fehlender Nachfrage und geringeren Auslastungszahlen. Die erste Runde der Finanzhilfen war hilfreich, aber nicht ausreichend. Die Gelder sind längst aufgebraucht“, so Ulrichs.

An der Umfrage beteiligten sich 522 Betriebe aus Hotellerie, Gastronomie und Campingwirtschaft sowie 122 Reisebüros und -veranstalter. Der Befragungszeitraum war vom 8. Juni 2020 bis 19. bzw. 24. Juni 2020 (online). Die niedersächsischen IHKs befragen halbjährlich Mitgliedsbetriebe aus Beherbergung und Gastronomie sowie Reisebüros und Reiseveranstalter. Wechselnde Zusatzfragen geben Auskunft über aktuelle Branchenthemen aus Sicht der niedersächsischen Tourismuswirtschaft.

IHK Niedersachsen

Martina Noske
Schiffgraben 57
30175  Hannover
Telefon: 0511 920 901 20

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