Das kreiseigene Rundlingsmuseum Wendland in Lübeln ist kürzlich zusammen mit zehn weiteren Museen aus Niedersachsen und Bremen mit dem renommierten Museumsgütesiegel des Museumsverbands für Niedersachsen und Bremen ausgezeichnet worden.
„Es ist eine unglaubliche Auszeichnung“, freut sich Museumsleiterin Sarah Kreiseler. In einem fast zweijährigen Zertifizierungsprozess stand die Leiterin mit ihrem kleinen Team vor der Herausforderung, das Freilichtmuseum einmal komplett zu durchleuchten und wo nötig konzeptionell neu zu denken. Die Richtschnur bildete dabei der Leitfaden „Standards für Museen“ des Deutschen Museumsbunds.
Am Anfang stand eine Bestandsaufnahme über einen 50-seitigen Fragebogen. Es folgten kollegiale Beratungsgespräche vor Ort und eine Fachberatung im Bereich der Sammlungspflege. Eine Restauratorin kam eigens nach Lübeln und nahm die Depot- und die Ausstellungssituation in Augenschein. Sie maß, mit welcher Luxzahl die Beleuchtung auf die Originalexponate trifft, maß auch die Feuchtigkeit, stellte teils massiven Schädlingsbefall fest. Daraus folgten umfangreiche Handlungsempfehlungen.
„Die Sammlungspflege und der Sammlungserhalt – das ist der Bereich, in dem dringender Handlungsbedarf besteht“, sagt Kreiseler. „Die Depotsituation ist herausfordernd, Holz- und Metallobjekte lagern teils auf den Dachböden unserer reetgedeckten Häuser, der Schädlingsbefall ist massiv.“
Im Museum waren im Verlauf der Zertifizierungsprozesses sechs Konzepte zu erarbeiten, unter anderem ein Leitbild, das in einem partizipativen Prozess entstand – „denn es soll natürlich nach innen genauso stimmig sein wie nach außen.“ Ein Museumskonzept musste erstellt werden, ein Sammlungs- und Sammlungspflegekonzept, ein Bildungskonzept sowie ein Marketingkonzept. Dazu kamen Fachseminare, beispielsweise zur Bildungs- und Vermittlungsarbeit im Museum oder zur Frage, was zu einem Sammlungskonzept gehört.
„Für mich als Leiterin war dieser Prozess ein Geschenk“, sagt Kreiseler. „Vor allem haben wir jetzt einen Fahrplan für die kommenden sieben Jahre und wissen, welche Maßnahmen wir in den kommenden vorrangig verfolgen sollten.“
Erste Empfehlungen sind bereits umgesetzt. So konnte das Team um eine Assistenzkraft in Teilzeit verstärkt werden. Als nächstes kleines Projekt soll die kleine, aber feine Foto- und Grafiksammlung des Museums angegangen werden. Derzeit wartet diese noch unsachgemäß in Folie verpackt – „darin können die Bilder nicht atmen“ – auf ihre Umlagerung. Die säurefreien Kartons stehen schon bereit. „Eine überschaubare Maßnahme“, schätzt Kreiseler. Aber auch langfristige Maßnahmen wie die Planung neuer Depoträume, um landwirtschaftliche Geräte sicher für die Nachwelt erhalten zu können, stehen an. „Das geht natürlich nur mit Unterstützung der Politik“, weiß die Museumsleiterin.
Großes Potential sieht Kreiseler im Bereich der Vermittlung und würde gerne buchbare Angebote für verschiedene Altersgruppen anbieten. Um das Museum auf der Einnahmeseite breiter aufzustellen, werden bereits ab dieser Saison mehrere kleine Maßnahmen starten: Fortan gelten für Veranstaltungen verbindliche Festpreise, Radler, die das Museum besuchen, können kleine Snacks erwerben und das Museum startet mit einem eigenen kleinen Merchandising – natürlich passend zum Themenschwerpunkt des Museums.
„Die Auszeichnung mit dem renommierten Museumsgütesiegel ist eine Anerkennung für die hervorragende Arbeit, die in unserem kreiseigenen Museum geleistet wird“, sagt Landrätin Dagmar Schulz. „Das Siegel steht für Qualität, Fachkompetenz und eine lebendige Museumsarbeit – das Rundlingsmuseum erfüllt all diese Kriterien. Mein herzlicher Dank gilt Museumsleiterin Sarah Kreiseler und ihrem Team, das mit fachlicher Kompetenz und großem Engagement daran arbeitet, Geschichte erlebbar zu machen und das kulturelle Erbe unserer Region zu bewahren.“
Mehr über das Rundlingsmuseum: www.rundlingsmuseum.de
Weitere Informationen:
https://pages.et4.de/de/open-data-niedersachsen-tourismus/wlan/detail/POI/p_100162961/rundlingsmuseum-wendland