Piggeldy und Frederick auf Klippen in Rügen, © Elke Loewe
© Elke Loewe

Pig­gel­dy und Fre­de­rick. Nichts leich­ter als das


Schier unermüdlich wandern die Brüder Piggeldy und Frederick über den Deich und besprechen dabei die kleinen und die großen Fragen des Lebens. Die berühmten Trickfilm-Schweine aus dem Landkreis Stade werden 2021 bereits 50 Jahre alt und sind dabei jung geblieben.

Mehr als 140 verschiedene Episoden sind bis 1997 entstanden und wurden im Rahmen der Sendung „Sandmännchen“ ausgestrahlt. Mal philosophisch, mal sozialkritisch aber immer amüsant sind die Geschichten, die von Elke Loewe verfasst wurden. Ihr Mann, der Künstler Dieter Loewe, zeichnete die Schweine und Szenerien und animierte die Legetrickfilme. Die Ausstellung im Kunsthaus Stade stellt Piggeldy und Frederick in Wort und Bild vor, beleuchtet ihre vielfältige Karriere und feiert das Jubiläum. Neben der Präsentation der Illustrationen wird die Entstehung und Entwicklung der Filme gezeigt und in die Technik des Legetricks eingeführt.

Frederick ist ein bedachtes Schwein, dem immer etwas einfällt, wenn sein kleiner Bruder Piggeldy ihm eine Frage stellt. "Nichts leichter als das", sagt Frederick dann, „komm mit“. Immer ist damit eine Erkundungstour verbunden, bei der sich herausstellt, dass es viel zu entdecken gibt. Das gemeinsame Wandern der beiden wird oft auch zu einer Entdeckungsreise durch die Sprache – nicht nur Sinnzusammenhänge, auch Worte werden hinterfragt. Auf diese Weise wird allen Fragen des Lebens unbefangen begegnet, die beiden tierischen Protagonisten erkunden spielerisch die Welt. Und wie weit der Weg auch sein mag, gemeinsam finden sie eine Lösung.

Auch die Zeichnungen sprühen vor Leichtigkeit und sind zugleich präzise und überraschend. Dieter Loewes bildnerische Umsetzung der sprechenden Schweine ist virtuos, er lässt sie durch die norddeutschen Landschaften wandern und zeigt dabei die Schönheit der Natur im Großen wie im Kleinen. Flora und Fauna spielen dabei eine große Rolle, Menschen sind hingegen nur selten zu sehen, einiges weist jedoch auf sie hin: Zäune, Gattertore, Hütten und Hochsitze lassen sich immer wieder in den Szenerien entdecken. Loewe hatte diese Motive vielfach vor der Haustüre, zeichnete jedoch alles aus dem Gedächtnis am Arbeitstisch. In den mehr als 25 Jahren, in denen „Piggeldy und Frederick“-Folgen entstanden, wurden die Darstellungen der Landschaften und Figuren detaillierter und das Farbspektrum noch facettenreicher.

Ausstellung und Katalog
Es sind schier unzählige Zeichnungen im Nachlass Dieter Loewes erhalten – von Piggeldy und Frederick und von Bäumen, Blumen, Steinen, Vögeln und so vielem mehr. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums zeigt die Schau im Kunsthaus Stade eine Auswahl von mehr als 100 der schönsten Szenerien und Schweine-Porträts. Auch Filme und Hintergründe zur Entstehung der Geschichten werden gezeigt. Ausstellungsbegleitend erscheint ein Magazin mit Texten von Elke Loewe, Regina Wetjen und Franz Winzentsen, und mit einer exklusiven, neuen Geschichte von Piggeldy und Frederick.

Elke Loewe
1940 in Celle geboren, lernte von 1956 bis 1959 das Fotografen-Handwerk in der kleinen Heidestadt Gifhorn. Sie arbeitete zunächst als Fotografin, später ging sie nach Hamburg und heuerte in einer Werbefilmproduktion an. Ab 1965 war sie ausschließlich freiberuflich tätig, zunächst noch als Fotografin, dann als Texterin, später als Autorin und Drehbuchschreiberin, bevor sie zur Schriftstellerin wurde. Von 1971 bis 1997 dachte sie sich die Texte zu allen Folgen von „Piggeldy und Frederick“ aus, wie auch für weitere „Sandmännchen“-Filme und Produktionen von Dieter Loewe. Sie schrieb Drehbücher für Spielfilmserien im NWF, unter anderen für eine eigene Serie „Geschichten hinterm Deich“ und viele Drehbücher für „Onkel Bräsig“ nach den Büchern von Fitz Reuter. Dazu kamen mehrere Fernsehspiele für das ZDF, 1982 das Drehbuch zu dem bislang einzigen plattdeutschen NDR-Fernsehkrimi der Tatort-Reihe. Nachdem sie 1981 vom Moor in die Marsch gezogen war, schrieb sie eine eigene Fernsehserie für Radio Bremen, „Teufelsmoor“. Seither entstanden „Piggeldy- und Frederick“-Bücher beim Ravensburger Verlag, regionale Bilderbücher und Sachbücher, Rowohlt verlegte zwei „Piggeldy- und Frederick“-Bücher, historische Romane und Krimis, im März 2021 erschien „Die Wildblumensammlerin“.

Dieter Loewe
1930 in Berlin geboren, studierte an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Er jobbte zunächst im Trickfilm-Studio von Hans Held, nach dem Studium arbeitete er dort bis 1962, unter anderem als Zeichner für die Werbespots von „Mecki“, dem Igel-Maskottchen der Hörzu. Die Filme wurden im Studio Held als Folienfilme produziert, so wie bei Walt Disney, dem damaligen orbild.1967 baute er zusammen mit Elke Loewe in Mulsum-Hohenmoor ein eigenes kleines Studio aus, in dem er alle seine Filme produzierte: Die Bildergeschichte „Till Eulenspiegel“, „Bremborium“ für Radio Bremen, dazu immer wieder Aufträge für das „Sandmännchen“ des NWF. 1971 erfand Elke Loewe die Serie „Piggeldy und Frederick“, der erste Film wurde 1973 gesendet. Bis 1997 produzierte Dieter Loewe ca. 145 Filme, alle im Legetrick, jeder 3 Minuten lang. Sämtliche Folgen wurden in Mulsum-Hohenmoor im Landkreis Stade gezeichnet und aufgenommen, nur für Sprach- und Tonaufnahmen fuhr er nach Hamburg. 1995 zeichnete er für den Ravensburger Verlag ein „Piggeldy und Frederick“-Bilderbuch. Dieter Loewe starb 1998. Piggeldy und Frederick waren sein Lebenswerk geworden. Nach seinem Tod erschienen Bücher mit Zeichnungen aus dem Nachlass, sowie Hörbücher und DVDs mit den Geschichten der beiden Schweinebrüder – animierte Filme mit Piggeldy und Frederick gab es keine mehr.

© Elke Loewe 

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