Gelebte Geschichte 1904 am gusseisernen Herd im Fischerhaus des Museums, © FLMK
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Neue Son­der­aus­stel­lung 2022: „Herd­an­zie­hungs­kraft. Kü­che und Ko­chen“ im Frei­licht­mu­se­um am Kie­ke­berg


Vom offenen Herdfeuer bis zum Elektroherd: Die Sonderausstellung „Herdanziehungskraft. Küche und Kochen“ zeigt vom 6. März bis 23. Oktober 2022 im Freilichtmuseum am Kiekeberg die technische und soziokulturelle Entwicklung des Kochens in den vergangenen 150 Jahren. Die Museumsbesucher bekommen einen Einblick in private Küchen und entdecken individuelle Geschichten rund um das Thema Kochen anhand von Fotografien, Hörstationen, Gerätschaften und Rezeptbüchern. Die Wander-Ausstellung ist Teil des Ausstellungsverbunds „Alltag, Arbeit, Anstoß, Aufbruch“ und befindet sich im „Agrarium“, der seit zehn Jahren bestehenden Dauerausstellung zu Landwirtschaft und Ernährung im Freilichtmuseum.

150 Jahre Kochen: Die Sonderausstellung „Herdanziehungskraft. Küche und Kochen“ wirft einen Blick auf die Küche als privaten Raum mitten im gesellschaftlichen Leben. Museumsdirektor Stefan Zimmermann erklärt: „In unserer neuen Ausstellung zeigen wir die Küche als Arbeitsraum, Aufenthaltsort und Treffpunkt für Familie und Freunde – früher und heute. In der Küche entstehen Rezepte und gemeinsame Traditionen, hier finden bewährte und neue Lebensmitteltechniken Anwendung. Bei uns erleben Besucher die Entwicklung vom offenen Herdfeuer, über den Sparherd bis hin zur Einbauküche.“ In der Sonderausstellung entdecken die Besucher historische und moderne Kochgeräte – von Schürhaken und Kessel bis zur Induktionskochplatte. Die „Flotte Lotte“ aus den 1930er Jahren und der „Schneidboy“ aus den 1950/60ern stehen dem modernen „Thermomix“ gegenüber und veranschaulichen den technologischen Wandel, der Kochen stetig schneller und effizienter machte. Die Besucher lesen Rezepte von der Kochbuchautorin Henriette Davidis aus dem 19. Jahrhundert, auf denen die Kochkurse und Vorführungen bei „Sonntags im Museum – Mahlzeit!“ basieren. Interessierte erfahren anhand von detailgetreuen Puppenküchen mehr über die Konzeption und das Design verschiedener Küchenmodelle wie der modernen Einbauküche. Abschließend stellt die Ausstellung die Frage, wie Küche und Kochen in der Zukunft aussehen könnten? Aktuelle Trends wie die Vernetzung und Automatisierung mit „Smart Kitchen“ und Sprachassistenten zeigen erste Veränderungen.

Ein Rundgang durch die historischen Gebäude am Kiekeberg offenbart die Entwicklungen in der Küche: Vor 200 Jahren lebten Heidebauern noch ohne Strom – die Magd kochte eine Mahlzeit für die Hofgemeinschaft im Kessel über dem offenen Feuer und mit Rauch unter dem Dach. 100 Jahre später gab es bereits einen gusseisernen Herd mit Rauchabzug, mit dem die Hausherrin im Fischerhaus saisonales Gemüse oder auch Pfannkuchen zubereitete. In der Notunterkunft Nissenhütte sehen Besucher, wie 40 Jahre später Flüchtlinge und Vertriebenen mit dem Behelfsherd „Kochhexe“ ums Überleben kämpften – ein Glück, wer damals einen kleinen Garten zur Selbstversorgung hatte.

Die Sonderausstellung im 3.000 Quadratmeter großen Agrarium, Deutschlands erste Dauerausstellung zu Landwirtschaft und Nahrungsproduktion, vertieft den Blick auf die Ernährungsindustrie. Über drei Etagen bietet das Gebäude im Freilichtmuseum für alle Altersgruppen ein Vermittlungsprogramm an – von Mitmachstationen über Führungen bis hin zu Kochkursen.

Freilichtmuseum am Kiekeberg

Marion Junker
Am Kiekeberg 1
21224 Rosengarten-Ehestorf
Telefon: (0 40) 79 01 76-12/-32

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