Für manche unverzichtbar, für alle ein Gewinn: Barrierefreiheit im Tourismus macht das Unterwegssein einfacher. Zehn deutsche Städte und Regionen gehen als Arbeitsgemeinschaft Leichter Reisen seit Jahren mit großem Engagement voran und bauen Hürden ab, wo sie sie finden. Das kommt auch Senioren zupass, die das Land am liebsten in Eigenregie erkunden. Das sind vier Reiseideen der Initiative für den Frühling 2026 – alle selbstverständlich barrierefrei.
Ostfriesland: Wattwandern, Gartenschau und Auszeit vom Karneval
Zum maritimen Start ins Frühjahr lockt Ostfriesland mit seiner berühmten Teekultur und dem UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Geführte Wanderungen machen den faszinierenden Lebensraum entlang der Nordseeküste erlebbar – auch für Ruheständler mit Mobilitätseinschränkungen. In Norden-Norddeich und im Wangerland ermöglichen „Wattmobile“ mit breiten Ballonreifen den sicheren Weg durchs Watt. Wer mehr über das Wattenmeer erfahren möchte, ist in den nach „Reisen für Alle“ zertifizierten Nationalparkhäusern – wie dem Nationalpark-Haus Minsen – gut aufgehoben.
Gerade, wenn andernorts der Karneval die Straßen füllt, bietet der stille Norden eine Pause vom Trubel. Norden-Norddeich lädt rund um das Karnevalswochenende zu einer „Auszeit vom Karneval“ ein: mit Spaziergängen an der Küste, Teezeremonien, Führungen durch das Ostfriesische Krimimuseum sowie Entdeckertouren über die barrierefreie Strandpromenade „das DECK“. Die Veranstaltungen finden zugunsten der Seenotrettung statt.
Diesseits des Deichs empfiehlt sich Bad Zwischenahn mit seinen prächtigen Landschaftsparks und liebevoll angelegten Privatgärten. Einen Überblick verschafft eine geführte Bustour durch die Ammerländer Parklandschaft. Der gesamte Ort ist ein Musterbeispiel für gelebte Barrierefreiheit und – als eine von nur zwei Kommunen in ganz Niedersachsen – komplett nach „Reisen für Alle“ zertifiziert. Insbesondere Gruppenreisende finden hier eine Bandbreite an Angeboten: durch den Kurpark flanieren, die Gartenschau „Park der Gärten“ entdecken oder Schifffahrten auf dem Zwischenahner Meer genießen. Einmal im Monat lädt Gästeführer Jens Oeltjendiers-Odion zum – natürlich ebenfalls barrierefreien – kulinarischen Ortsspaziergang (nächster Termin: 20. März 2026).
Link:
ostfriesland.travel/urlaubsthemen/barrierefreier-urlaub
Lausitzer Seenland: Landschaftswandel, Schifffahrt und Industriekultur
Einst ein Braunkohlerevier, heute Urlaubsregion mit maritimem Flair: Das Lausitzer Seenland hat eine atemberaubende Verwandlung hinter sich. Geflutete und renaturierte Tagebaue verschmelzen durch schiffbare Kanäle zur größten, von Menschenhand geschaffenen Wasserlandschaft Europas. Wenig erinnert noch an die staubige Vergangenheit der Region, nur einige, besonders faszinierende Originalschauplätze blieben als Industriekulturstätten erhalten.
Dazu gehören die gigantische Förderbrücke F60 in Lichterfeld, der „liegende Eifelturm der Lausitz“, und die imposante Energiefabrik Knappenrode südöstlich von Hoyerswerda. Ihre ruhmreiche Vergangenheit und den Weg der Rohbraunkohle bis zum Brikett illustriert ein barrierefreier Rundgang durch die erhaltenen, von Kohlestaub geschwärzten Maschinensäle. Drei Mal am Tag erwachen die originalen Förderbänder, Pressen und Siebe akustisch zum Leben. Für Menschen mit Geheinschränkungen gibt es Rollstühle, für seheingeschränkte Menschen spezielle Führungen.
Einen Geschmack von der Kühnheit des Jahrhundertprojekts Landschaftswandel vermittelt die dreistündige Kleinbusfahrt „Vom Bergmann zum Seemann“ des Anbieters iba-aktiv-tours. Stationen sind unter anderem der Weinberg am Großräschener See, der architekturpreisgekrönte Stadthafen Senftenberg sowie der aktive Tagebau Welzow. Die Fahrgäste können auf Anfrage direkt an der Unterkunft in den Bus steigen. Auch geführte Schiffstouren und Kaffeefahrten über Senftenberger See und Bärwalder See machen den Landschaftswandel zum Urlaubserlebnis. Nach Voranmeldung können auch Rollstuhlnutzende bequem mitfahren.
Link:
lausitzerseenland.de/de/erleben/barrierefrei.html
Südliche Weinstraße: Thermen, Kneipp und pfälzische Lebensart
Ein Hauch von Italien liegt an der Südlichen Weinstraße in der Luft. Sanft geschwungene Weinberge, ein besonders mildes Klima mit überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden sowie die berühmte pfälzische Lebensart machen die Region im Süden von Rheinland-Pfalz zu einem ganzjährig beliebten Reiseziel.
Für gesundheitsbewusste Senioren lohnt ein Blick auf das traditionsreiche Kurwesen der Region. Hotspots sind das Kneipp-Heilbad und der Luftkurort Bad Bergzabern sowie die nach „Reisen für Alle“-zertifizierte Südpfalz Therme. In vier atmosphärisch beleuchteten Thermalbecken entfaltet naturwarme Sole aus der Tiefe ihre wohltuende Wirkung.
Aussicht, Wissen und Erholung kombiniert der etwa sechs Kilometer lange Kneipp-Lehrpfad mit Start am Kurpark. Säulen und Tafeln am Wegesrand informieren über die Prinzipien der Kneippschen Naturtherapie. Wasserbecken und Bewegungsstationen laden zum Ausprobieren ein.
Mit einer alten Handwerkstradition macht das Weinessiggut Doktorenhof in Venningen bekannt. Die mild-aromatischen Kreationen des Familienunternehmens entstehen bis heute in Handarbeit aus Trauben aus eigenem Anbau. Interessierte lädt das Gut zu Kellerführungen mit Essigprobe in das kerzenbeleuchtete Gewölbe, wo die kostbare Spezialität in hundertjährigen Fässern reift.
Links:
suedlicheweinstrasse.de/barrierefrei-wandern
suedlicheweinstrasse.de/wellness
Fränkisches Seenland: Vogelbeobachtung, Saunadorf und Bierkultur
Seeadler, Uferschnepfen und Bekassinen in ihrem natürlichen Habitat beobachten: Dieses Naturerlebnis ermöglicht die Vogelinsel im Altmühlsee im Fränkischen Seenland. In der künstlich angelegten Wasserlandschaft im Süden Deutschlands ist dank intensiver Naturschutzarbeit eine bemerkenswerte Vielfalt an Vogelarten heimisch. Ab Mitte März bereits starten barrierefreie naturkundliche Inselführungen über die auch mit Rollstuhl und Rollator gut befahrbaren Rundwege.
Nur wenige Autominuten vom Südufer des Altmühlsees entfernt liegt das Freizeitbad Juramare in Gunzenhausen. Neben Sole-Hallenbad lädt ein aus urigen Stein- und Holzhäuschen bestehendes Saunadorf zur entspannten Auszeit – mit fränkisch-inspirierten Saunen wie dem Alten Bierkeller aus Kelo-Stämmen, dem Biohäusla oder der Backstubensauna. Thematische Aufgüsse und Musik gibt es bei den langen Saunanächten am 9. Januar, 6. Februar und 6. März.
Von der weltbekannten fränkischen Brautradition erzählt das HopfenBierGut in der Hopfen- und Bierstadt Spalt in einer alle Sinne ansprechenden, barrierefreien Erlebnisausstellung mit begehbarem Braukessel, Duftstation und „ProBierBar”. Auch der Standort erzählt Geschichte. Beheimatet ist das Museum in einem 500 Jahre alten, liebevoll restaurierten Kornspeicher.
